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...Böhnings Malerei, Hauptfeld seiner künstlerischen Arbeit, ist in erster Linie Landschaft geblieben. Sie ist dies im assoziativen, nicht im definitiven Sinne, spürbar an den meist erdigen Tönen seiner Palette, spürbar an der atmenden
Rhytmik und Struktur der Formen. Da mäandert sich ein Blau durch die Fläche, da zeigt ein sanftes Grün seine Spitzen, da bricht ein leuchtendes Gelb auf, da zieht ein Rostrot seine Spur... Die Form hält die Spannung zwischen Kontur und Eigenwert, die Bildfläche zwischen Ansicht und Draufsicht. Bestimmend bleibt der kraftvolle, als spurenreicher Prozess erkennbare Bildrhythmus - das Bild will zuerst Bild sein, der Eigengesetzlichkeit von Form und Farbe genügen. Böhning malt keine Landschaften, er malt Bilder von Landschaften.


Jürgen Winter,
in: Katalog zur Ausstellung "Landsicht", Mühlhausen, l995
...Böhning geht es weder um das äußere Erscheinungsbild der Natur noch um
die reine Form. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte zwischen diesen Polen -
seine Bilder sind eine Kombination aus dem, was man sieht, dem, was man
weiß und dem, was man empfindet. Mag die Phantasie des Betrachters auch
dieses oder jenes Bildelement als Andeutung einer konkreten Erscheinung
oder eines Vorgangs interpretieren: Das Wesentliche in dieser Welt ist das
Suchen nach dem Allgemeinen, nach der grundsätzlichen Ordnung und nach
den Gesetzen, die sich hinter der Vielfalt der Erscheinungen verbergen.
Solche Gesetze sind im Kleinsten ebenso enthalten wie im Größten; der
technisch erweiterte Blick in den Mikro - sowie in den Makrokosmos läßt
ihre Verwandtschaft erkennen, und mit diesem Wissen entdeckt man sie
auch in der unmittelbaren Umwelt, in der Landschaft, den Pflanzen, den
Steinen, im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten, wobei sie eine Beziehung
zu den persönlichen Stimmungen eingehen. Es ist immer ein Suchen,
ein Unterwegssein in diesem Streben nach dem Allgemeinen. Deshalb
zeigen die Bilder nicht das "So ist es", sondern immer das "So könnte es sein";
es gibt nicht nur eine Antwort, sondern sie hat unzählige Varianten.


Prof.Dr.Rudolf Kober,
in: Katalog zur Ausstellung "Hier und anderswo" , Mühlhausen, 2000
Ein stringenter Weg hin zur Abstraktion hat Siegfried Böhning zur informellen
Malerei geführt. Hier ist er angekommen, der noch heute das Landschaftserlebnis als Schlüsselerfahrung für seine künstlerische Arbeit bezeichnet und deshalb immer wieder diese Wirklichkeitsvergewisserung parallel zum Bildermalen braucht. Und trotzdem: Dort, wo noch vor wenigen Jahren die Landschaftsassoziation durch die erkennbare Horizontallinie möglich war, beherrschen jetzt allein seine Kompositionen von Farben und Formen die Fläche. Böhning hat sich freigemalt. Virtuos setzt er Akzente, indem er mit grafischen Strukturen die Bildflächen spannungsreich gliedert oder auch Farbfelder gegeneinander stellt. Trotz ihrer freien Komposition spielen Böhnings Bilder aber noch immer mit der Assoziation. Sie vermitteln durch ihre Farbstimmung etwas vom wiederkehrenden jahreszeitlichen Rhythmus oder lassen durch ihre Komposition die natürliche Ordnung der Dinge erahnen.


Dr.Rolf Luhn,
in: Faltblatt zur Ausstellung "Form-Struktur/Struktur-Form", Erfurt, 2002